Cornel C. Sieber, Internist und Altersmediziner, sprach kürzlich an einem Ärztekongress über Sarkopenie im Alter, der altersbedingte Muskelabbau. Schon ab dem 30. Lebensjahr wird die Muskulatur im menschlichen Körper zunehmend durch Fettgewebe ersetzt. Ohne Gegen-massnahmen hat man bis zum 80. Lebensjahr 30 bis 50 Prozent weniger Muskelmasse.
Was soll’s, mag man sich angesichts dieser Zahlen sagen. Niemand kann ewig jung und stark sein. Die meisten Menschen würden aber zustimmen, dass es erstrebenswert ist, auch im hohen Alter selbständig zu bleiben. Muskelschwund steht diesem Ziel diametral entgegen. Der Rückgang der Muskelmasse geht mit Gebrechlichkeit, Schwäche und Gleichgewichtsproblemen einher. Umgekehrt wirkt sich eine trainierte Muskulatur positiv auf das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel und die Gehirnfunktion aus. Dennoch sei das Problembewusstsein für die Sarkopenie bis jetzt gering, stellte Sieber fest, und zwar nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch unter Ärzten.
Dies ist auch insofern erstaunlich, als Muskelmasse bis ins hohe Alter aufgebaut und erhalten werden kann. Geheimnisse gibt es dabei kaum. Körperliche Betätigung ist für Senioren besonders wichtig, idealerweise in Form von gezielter Aktivität während je 30 Minuten an fünf Wochen-tagen. Grundsätzlich sollte jede Gelegenheit genutzt werden, um körperlich aktiv zu sein. Die zweite Säule zur Verringerung des Muskelschwunds bildet die Ernährung. Da Eiweiss im Alter schlechter verwertet wird, empfiehlt Sieber älteren Menschen eine tägliche Proteinzufuhr von 1 bis 1,2 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht.
Wer noch keinen Vorsatz für das eben angebrochene neue Jahr hat, kann sich vielleicht von diesen Erkenntnissen inspirieren lassen. (Quelle NZZ v. 3.1.20)
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